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Herzogenberg, eine riesige Überraschung

Lustenau (HT) Wer kennt den Komponisten Heinrich von Herzogenberg? Dem Leiter des Collegium Vocale Lustenau, Karl Matheisl, gelang jedenfalls mit der Wiedergabe dessen ebenso kaum bekannter Messe in e-Moll am Samstagabend, 16. November 2002, in der Pfarrkirche zum guten Hirten eine nachhaltige Erinnerung an ein grosses Lebenswerk.
 
Nach der Aufführung dieser bewegenden und von ungeheurer Ausdrucksvielfalt geprägten Messe in e-Moll durch Chor und Orchester des Collegium Vocale und einem Solistenquartett muss man sein klassisches Schulwissen - Herzogenberg sei ein unbedeutender Nachfolger von Brahms - schleunigst vergessen. Zugegeben, ein Erneuerer war er nicht. Aber innerhalb der Tradition bewegte er sich durchaus meisterhaft. Karl Matheisl brachte eindrucksvoll diese gewaltige Klangsprache eines verkannten Künstlers zum Blühen und motivierte damit vielleicht seine Zunft, ebenfalls im reichen Notenfundus dieses Komponisten zu stöbern.
 
Höchste Dramatik
Herzogenberg schrieb diese Messe im Zustand tiefster Trauer um seinen besten Freund, Philipp Spitta, bekannt als Bach-Biograf. Seine Erschütterung wirft er gleich in die ersten Takte des Kyries und eröffnet in höchster Dramatik das Durchlaufen aller Emotionen zwischen Verzweiflung und hingebungsvollem Frieden im Glauben. Dieser Spannungsbogen baut sich auf im Eingangsakkord des Gloria, in pianissimo als überirdische Botschaft vom Himmel intoniert, und schliesst sich ebenso entrückt als inniges Flehen zurück zu Gott.
 
Dazwischen gilt es, Fugen und Doppelfugen zu bestehen, spätromantische Harmonik zu treffen, Unisonopassagen schlank zu modellieren, die sensible Balance zwischen Orchester, Chor und Soloquartett zu halten - in allen diesen Bereichen wirkten Matheisl und seine Akteure gut trainiert und gekonnt. Auffallend in diesem Werk ist das ständige Korrespondieren der Solisten mit Chor und einzelnen Instrumentalgruppen.
 
Birgit Plankl, Sopran, Maria-Luise Erlacher, Alt, Peter Cavall, Tenor, Thomas Ogilvie, Bass, waren sich ihrer Ensembleaufgabe bewusst und bewältigten ihren Part makellos und engagiert.
 
Begeisterter Applaus des überzeugten Publikums!
 
 
Vorarlberger Nachrichten, 18.11.02
 
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