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Samstag, 25. Juli 2009, 20 Uhr
Neustädter Universitätskirche Erlangen

 

Heinrich von Herzogenberg

Motette zu vier und acht Stimmen, op. 102/4

«Mitten im Leben sind...» (Uraufführung)

 

Erlanger Chor Vocanta

Ltg. Joachim Adamczewski

 

In der Berliner Staatsbibliothek ist aus dem Nachlass Philipp Spittas ein dreiteilig gross angelegtes, mit «Leipzig, 12.-17. Dezember 1881» datiertes Motetten-Manuskript Herzogenbergs erhalten, als Weihnachtsgeschenk dem Berliner Freund übereignet. Nur die ersten beiden Teile des Werks wurden später in überarbeiteter Form als separate Motetten publiziert (op. 102/4 und op. 103/3). Die Gesamtkonzeption schien dem Komponisten publikationsstrategisch seinerzeit wohl nicht sinnvoll. Gerade diese aber fasziniert mit ihren musikalischen und inhaltlichen Polaritäten und hat die Idee einer Uraufführung der ursprünglichen Werkkonzeption geboren, jetzt, im 120. Jahr nach der Komposition!

Den ersten Werkteil bildet die erste Strophe von Luthers «Mitten wir im Leben sind», gesetzt als vierstimmige Choralbearbeitung im alten Stil mit der Melodie als Cantus firmus im Sopran und jeweiliger Vorimitation der Choralzeilen durch die Unterstimmen. Um die formale Eintönigkeit aufzubrechen, ist die Anrufung «Heiliger Herre Gott» als Fugato durch alle Stimmen komponiert, was auch durch Ausweitung des Sopran-Ambitus bis zum hohen A eine grosse Expressivität erhält. Im mittleren Werkteil treten zwei Chöre auseinander in ein dialogisches Gegenüber. Der erste Chor nimmt die Vergänglichkeitsklage auf und verstärkt sie im Ausdruck durch chromatische Stimmführung, Chor zwei markiert den Gegenpol mit dem in grosser Ruhe und Stille vorgetragenen Wort (der bereits Abgeschiedenen) nach Psalm 4,9 «Wir aber liegen und schlafen ganz in Frieden». Die zwei Chöre stehen also wie These und Antithese einander gegenüber. Der Schlussteil in A-Dur formuliert sozusagen die Synthese mit der Aufnahme der zweiten Hälfte des Psalmverses «Denn du, Herr, hilfst mir, dass ich sicher wohne» Jetzt agieren beide Chöre in Verschränkung und gegenseitiger Bestätigung («Du hilfst mir»), wobei zum Schluss hin eine bezwingende Verdichtung und Klangsteigerung eintritt.

So beschreitet diese Motette in ihrer Dreiteiligkeit inhaltlich den Weg von Vergänglichkeitsklage und Anfechtung hin zu Glaubenszuversicht. Auf musikalischer Ebene geht der Weg in überzeugendem «Crossover» vom «stile antico» (Teil 1) über den Barock (Teil 2) zum von Mendelssohn profilierten Chorstil des 19. Jahrhunderts (Teil 3).

Konrad Klek

Weitergehende Hintergrundinformationen zum Werk

Hier das vollständige Programm des Konzertes

 

 

Joachim Adamczewski

Joachim Adamczewski

 

Der Erlanger Chor Vocanta

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